Wissenswertes
Gisbert Schadek - 30 Jahre im Dienst der betrieblichen Altersversorgung
Wir gratulieren dem Vorstand der Entgelt und Rente AG zu seinem 30-jährigen Dienstjubiläum als Geschäftsführer des Versorgungsverbandes deutscher Wirtschaftsorganisationen.
Rechtsanwalt Gisbert Schadek hat am 01.01.1993 seinen Dienst als Geschäftsführer des Versorgungsverbandes deutscher Wirtschaftsorganisationen aufgenommen. Er ist erst der dritte Geschäftsführer des Versorgungsverbandes in dessen nahezu hundertjähriger Geschichte. Der Versorgungsverband war der Nukleus, aus dem sich unter seiner Führung in den letzten Jahrzehnten die Finanzierungs- und Administrationsangebote der VdW-Gruppe entwickelt haben.
Um bei der Administration kosteneffizient zu bleiben, hat er mit Kolleginnen und Kollegen die Entgelt und Rente AG gegründet, die er heute als Alleinaktionär führt und die neue Kundengruppen erschließen konnte. Der zentrale Dienstleister Entgelt und Rente Service GmbH stellt zudem nachhaltig die von den Einrichtungen der VdW Gruppe und deren Kunden geforderten Services zu Marktbedingungen bereit. Gisbert Schadek hat damit einen Wunsch von IHKs und Verbänden erfüllen können, die zwar die verbandliche Einbindung schätzen, bei den Leistungsangeboten jedoch auf vertragliche Beziehungen und nicht mehr auf verbandliche Umlagefinanzierung setzen.
Durch die Erweiterung der klassischen bAV Angebote um weitere HR Dienstleistungen steht IHKs und Verbänden heute eine umfassende Web-Plattformlösung zur Verfügung, über die alle bAV- und HR-Belange von Administration über Finanzierung bis zur Auszahlung abgewickelt werden können. Die Plattformlösung ist eine von der Entgelt und Rente AG selbst entwickelte Software, die Standards bei der bAV Administration gesetzt hat.
Was über die Jahre gleichgeblieben ist, ist ein Mitarbeiterbestand, der alle Anforderungen der Kunden, insbesondere der IHKs und Verbände, kennt.
Anlässlich seines Jubiläums hat Tina Lis mit Gisbert Schadek einen Blick in die Vergangenheit geworfen und über seine Zukunftspläne für die Organisation gesprochen.
T. Lis: Nach 30 Jahren VdW und Entgelt und Rente – was treibt Sie an, Herr Schadek?
G. Schadek: Es ist in Bezug auf den Versorgungsverband immer noch das Gleiche: zeitgemäß finanzierte und effizient automatisierte betriebliche Altersvorsorge für IHKs und Verbände zu gewährleisten. So bin ich als junger Assessor von den Hauptgeschäftsführern von DIHK, BDA, BDI, HDE, BGA, BVE etc., die sich lange Jahre im Versorgungsverband ehrenamtlich engagiert haben, sozialisiert worden.
Auch wenn ich emotional noch immer der Geschäftsführer des Versorgungsverbandes bin, muss ich den als Vorstand der Entgelt und Rente AG beschrittenen Entwicklungspfad zu einem Komplettanbieter für HR-Dienstleistungen für Arbeitgeber und Versorgungswerke weitergehen. Denn allein das Umlageverfahren des Versorgungsverbandes hätte längst nicht bis heute getragen. Die Kolleginnen und Kollegen und ich haben neben den unterschiedlichen Finanzierungsangeboten für die VdW Gruppe eine Plattformlösung geschaffen, die insbesondere die bAV Verwaltung – gerade für große Bestände – hocheffizient macht. Davon haben die Einrichtungen der VdW Gruppe immer sehr profitiert, weil ihnen diese Ressourcen durch meine Doppelfunktion immer sehr frühzeitig und günstig zur Verfügung gestanden haben. Aber letztlich ist heute die Entgelt und Rente AG der umfassende Dienstleister auch gegenüber den IHKs und Verbänden und hat administrativ den Versorgungsverband ersetzt.
T. Lis: Was vermissen Sie?
G. Schadek: Den Austausch und die Begleitung durch das Ehrenamt beim VdW.
Durch den mit einer Satzungsänderung 2021 beschlossenen Wegfall des Verwaltungsrats hat die VdW-Gruppe ein wichtiges Steuerungsorgan verloren. Meine langjährige Kollegin Frau Anabel Meichsner und ich haben nun seit letztem Jahr als BGB-Vorstand die Aufgaben von Verwaltungsrat und Geschäftsführung in Personalunion übernommen. Schon nach den ersten Erfahrungen in den Mitgliederversammlungen kann man aber sagen, dass das kein Zukunftsmodell ist. Ohne entscheidungsfreudigen Verwaltungsrat oder ähnliches Aufsichtsgremium, das eine kontinuierliche Befassung und Entwicklung von Themen gewährleistet, also eine einheitliche Governance bietet, wird uns die strategische Arbeit im Versorgungsverband unmöglich werden.
T. Lis: Was beschäftigt Sie aktuell?
G. Schadek: Die nachhaltige personelle und technische Absicherung des Erreichten.
Wie verletzlich digitale Systeme sind, hat ein Cyber-Angriff auf das Rechenzentrum der IHKs im letzten Jahr mit seinen massiven Auswirkungen gezeigt. Bei der Entgelt und Rente AG und der Entgelt und Rente Service GmbH unternehmen wir alles, um uns bestmöglich zu wappnen, beispielsweise durch ISO27001 Zertifizierung oder durch die Einrichtung eines redundanten Rechenzentrums. Aber die besten Systeme brauchen immer noch eine Ressource, die immer schwerer zu beschaffen ist: erfahrene, fachlich versierte Mitarbeiter. Betriebliche Altersversorgung ist an sich schon ein Nischenthema, das aber eine Vielzahl unterschiedlicher Qualifikationen erfordert: Aktuariat, Sachbearbeitung, Rechnungswesen, Datenbankadministration, Gehaltsauszahlung etc. Diese Mitarbeitenden müssen langfristig aufgebaut und möglichst nachhaltig an das Unternehmen gebunden werden.
T. Lis: Was war früher anders?
G. Schadek: Der Unterschied zu heute könnte kaum größer sein: Geschäftsräume, Geschäftsfelder und Risiken haben sich vollkommen verändert.
1993 war die Geschäftsstelle des Versorgungsverbandes eine in die Jahre gekommene Villa in Mülheim an der Ruhr. Im Dachgeschoss wohnte der Buchhalter des Versorgungsverbandes, der sein Badezimmer in den Büroräumen hatte. Insgesamt hatte der Versorgungsverband neben meinem Vorgänger, Herrn Dr. Ryser und mir, 2 weitere Teilzeitmitarbeitende. Das einzige Geschäftsfeld war die Betreuung des Umlageverfahrens für leistungsorientierte Zusagen, d. h. der heutige Tarif AK1. Kosten wurden einfach über eine Umlage gedeckt. Heute hat die Entgelt und Rente ca. 45 Mitarbeitende und muss die Deckungsbeiträge am Markt verdienen.
Was sich fundamental verändert hat, ist das Verhältnis zu unseren Mitgliedern / Kunden. Das geradezu kollegiale Verhältnis meiner frühen 90 er Jahre insbesondere zu den Verwaltungsleitern der IHKs und Verbände ist einem vielfach geschäftsmäßigeren Verhältnis gewichen, bei dem wir auch stärker in die Rolle eines Dienstleisters gekommen sind. Vielleicht ist das aber auch nur eine sentimentale Wahrnehmung, wenn man sich vom Jüngsten zu einem der Älteren in einer Gruppe entwickelt.
T. Lis: Was sind die nächsten Ziele?
G. Schadek: Wir haben nach wie vor die Ambition, mit HR direkt die Digitalisierung der bAV maßgeblich mit zu gestalten. Gerade vor dem Hintergrund der für 2023 vorgesehenen digitalen Rentenübersicht (DigiRÜ) können wir den Unternehmen und Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung passende Produkte bieten.
Für die von mir derzeit organisierte VdW Gruppe arbeiten wir mit den Kolleginnen und Kollegen an Konzepten, wie wir hier wieder eine von den IHKs und Verbänden getragene Governance einrichten können.
T. Lis: Gab es auch Rückschläge?
G. Schadek: Das bleibt bei einem so facettenreichen Geschäft, das ständig neu kalibriert und regelmäßig neu erfunden werden muss, nicht aus. Wichtig ist es, die Learnings daraus zu nutzen und bei Fehlentwicklungen rechtzeitig gegenzusteuern. 2021/2022 haben wir erkennen müssen, dass wir Projekte in einer für uns neuen Dimension angenommen hatten, bei denen aber mangels Erfahrung unsere Aufwandsschätzung nicht zutreffend war. Dann muss man eben mal einen Gang zurückschalten und sich wieder neu aufstellen.
T. Lis: Wird die VdW Gruppe noch gebraucht?
G. Schadek: Davon bin ich überzeugt!
Administrativ hat zwar die Entgelt und Rente AG durch ihr vertragliches Angebot das früher vom Versorgungsverband organisierte verbandliche Angebot komplett abgelöst. Es braucht daneben aber auch noch einen Versorgungsverband, der sich weiterhin personenunabhängig als Institution um die Belange der IHKS und Verbände kümmert und das bedeutet, dass sich die IHKs und Verbände hier auch wieder deutlich mehr engagieren und das zur Chefsache machen sollten.
IHKs und Verbände haben keine Lobby und keine Gewerkschaft, die sich für eine angemessene Altersversorgung von Geschäftsführern und Büromitarbeitenden einsetzen. Im Gegenteil, es war immer wieder neue Überzeugungsarbeit durch neue Versorgungsgestaltungen oder -finanzierungen nötig, um die Altersvorsorge für diese Arbeitnehmergruppe zur rechtfertigen. Nicht nur der Zeitgeist (Umlagefinanzierung oder Kapitaldeckung) spielt eine Rolle, sondern auch die Situation am Personalmarkt. Ähnlich wie in den 50ern, als die Verbände nur mit beamtenmäßigen Zusagen Mitarbeitende von IHKs zum Wechsel bewegen konnten, spielt auch heute ein modernes Altersvorsorgesystem eine erhebliche Rolle bei der Gewinnung und vor allen Dingen Bindung von Fachkräften.
Die Entgelt und Rente AG ist auch künftig bereit, sich hier mit aller fachlichen Expertise einzubringen und den Versorgungsverband zu unterstützen – sofern dafür ein klares Mandat der IHKs und Verbände ausgesprochen wird. Ich persönlich freue mich trotz vieler Dienstjahre auf die Herausforderungen der nächsten Jahre.
T. Lis: Vielen Dank für das spannende Gespräch, Herr Schadek!